Das Land Kärnten/Koroška macht sich auf den Weg zur Kunst- und Kulturstrategie 2030! Gemeinsam mit Kulturschaffenden, der Bevölkerung und Vertreterinnen und Vertretern u.a. aus Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, Tourismus sowie Politik und Verwaltung möchten wir über die vielfältige Kunst und Kultur unseres Landes in Austausch kommen. Wir wollen diskutieren, was unser Kulturland besonders macht, wie wir Schwerpunkte setzen und unser kulturelles Profil für die Zukunft stärken können. Es geht nicht nur um Herausforderungen, sondern auch um Chancen, die wir gemeinsam nutzen können.
Aktuelles
Das dritte Zukunftsforum: Räume der Kunst und Kultur — analog und digital
Am 15. November fand das dritte Zukunftsforum zum Schwerpunktthema “Räume der Kunst und …
Zum RückblickDas zweite Zukunftsforum: Erbe im Wandel — bewahren und entwickeln
Am 18. Oktober fand das zweite Zukunftsforum zum Schwerpunktthema “Erbe im Wandel — …
Zum RückblickVernetzung und Kooperation im Fokus der Kunst- und Kulturwerkstatt
1. Kunst- und Kulturwerkstatt zum Schwerpunktthema “Vernetzung und Kooperation” mit …
Zum RückblickÜber 200 Teilnehmende beim ersten Zukunftsforum!
Am 14. Juni 2024 fand in Bleiburg/Pliberk das Zukunftsforum zum Thema „Vernetzung und …
Zum RückblickFundierte Bestandsanalyse und vertiefende Interviews
Von Februar bis April 2024 wurde eine umfassende Analyse des Status quo durchgeführt, …
Zum RückblickPartizipation beginnt heute!
Kick-off Veranstaltung mit dem Kärntner Kulturgremium, politischen Vertreter:innen und …
Zum RückblickÜber die Kunst- und Kulturstrategie Kärnten/Koroška
Dabei braucht es Austausch und Perspektivenvielfalt! In den geplanten Zukunftsforen – öffentliche Veranstaltungen in ganz Kärnten/Koroška – werden wir Ideen sammeln und gemeinsam diskutieren, welche Themen wirklich wichtig sind. In vertiefenden Workshops werden Expertinnen und Experten verschiedene Fragestellungen vertieft diskutieren. Uns ist es wichtig, dass diese Strategie und konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Kunst und Kultur von Kärnten/Koroška gemeinsam und vor allem unter Einbindung von Kärntner Akteur:innen der Kulturbranche erarbeitet werden.
Mehr über die Strategie…
Die Kunst- und Kulturstrategie Kärnten/Koroška ist ein über zweieinhalb Jahre laufender partizipativer Prozess. Die Besonderheit liegt darin, nicht nur mit Expert:innen aus dem Kunst- und Kultursektor zusammenzuarbeiten, sondern vor allem auch die Kärntner Bevölkerung aktiv einzubinden. Denn letztendlich ist es das Land Kärnten mit all seinen Bewohner:innen, Gästen und Kunstschaffenden, welchen die Ergebnisse der Kunst- und Kulturstrategie Kärnten/Koroška zugutekommen werden.
In Auftrag gegeben wurde die Kunst- und Kulturstrategie Kärnten/Koroška durch den Kulturreferenten LH Dr. Peter Kaiser. Sie ist Teil des Regierungsprogramms der aktuellen Nachhaltigkeits-Koalition und hat die Erhaltung der Vielfalt von Kunst und Kultur in Kärnten/Koroška sowie die Identifizierung von Alleinstellungsmerkmalen zum Ziel.
Grob umrissen ist die Kunst- und Kulturstrategie Kärnten/Koroška in die folgenden Projektteile gegliedert:
- Umfassende Bestandsanalyse zur Definition der Ausgangslage
- Öffentliche Veranstaltungsformate, die sich an Kulturschaffende, Expert:innen und die breite Öffentlichkeit richten
- Partizipative Erarbeitung von Schwerpunktthemen zur weiteren Bearbeitung
- Identifikation von konkreten Maßnahmen
- Begleitende multimediale Projektkommunikation zur bestmöglichen Information aller Interessierten
- Abschlussdokument Die Kunst- und Kulturstrategie Kärnten/Koroška
In allen Projektschritten ist die Einbeziehung von konkreten Zielgruppen, Kunstschaffenden und der interessierten Bevölkerung ein zentraler Bestandteil.
Sie haben Fragen zur Kunst- und Kulturstrategie Kärnten/Koroška?
Gerne beantworten wir diese unter mitmachen@kulturstrategie-kaernten.at
Ergebnisse der Bestandsaufnahme
Stärken im Überblick
Die Kunst- und Kulturlandschaft des Landes Kärnten/Koroška zeichnet sich durch eine lebendige Vielfalt künstlerischen und kulturellen Schaffens aus. Über alle Sparten und Professionalitätsgrade hinweg sind Kunst- und Kulturschaffende aktiv, sie beleben und gestalten mit Motivation und Engagement die reichhaltige Kunst- und Kulturlandschaft des Landes. Begünstigt wird die Vielfalt der Kunst und Kultur durch die Lage des Landes im Alpe-Adria-Raum sowie die Zweisprachigkeit, die als ein kulturelles Alleinstellungsmerkmal des Landes Kärnten/Koroška gelten kann. Slowenischsprachige Kunst- und Kulturschaffende tragen durch ihre Arbeit zur Vielgestaltigkeit und Besonderheit der Kunst und Kultur des Landes Kärnten/Koroška bei. So wurden Vielfalt und Zweisprachigkeit auch von zahlreichen Interviewpartner:innen als wesentliche Stärken/Besonderheiten des Landes genannt, dieses Bild bestätigte sich in den Kick-off-Workshops sowie der Dokumentenanalyse (z. B. Kulturberichte).
Auch Kreativität, hinsichtlich der Erarbeitung künstlerischer und kultureller Inhalte sowie im Rahmen begrenzter Ressourcen wurden in Interviews immer wieder als Stärken genannt. Einige Interviewpartner:innen verwiesen zudem auf das kritisch hinterfragende Potenzial, das die Kunst und Kultur als relevanten Faktor einer lebendigen demokratischen Gesellschaft kennzeichnet.
Als große Stärke sind ferner die in der Fläche ausgeprägte aktive Teilnahme und das ehrenamtliche Engagement der Bevölkerung an kulturellen Veranstaltungen und Vereinen zu nennen. Als eindrückliches Beispiel hierfür darf der Bereich der Volkskultur gelten – hier sind über 100.000 Kärntner:innen ehrenamtlich aktiv, organisiert in ca. 2.000 Vereinen. Diese ehrenamtlichen bzw. Vereinsstrukturen leisten einen erheblichen Beitrag, künstlerisches und kulturelles Erleben und Gestalten niedrigschwellig zugänglich zu machen und gesellschaftlich breit zu verankern. Das gilt besonders für die ländlich geprägten Räume, in denen es häufig das ehrenamtliche Engagement ist, das kulturelle Angebote ermöglicht und sichert.
Dabei attestierten viele Interviewpartner:innen der Kunst- und Kulturlandschaft auch ein Traditionsbewusstsein, das als identitätsstiftende aktive Beschäftigung mit dem kulturellen Erbe wahrgenommen wird. Dieses Bewusstsein wird indes teils auch als Traditionsverhaftung betrachtet, was Interviewpartner:innen bisweilen zudem mit fehlender Gleichstellung bzw. tradierten Geschlechterrollen in Verbindung brachten.
Herausforderungen im Überblick
Auch verschiede zentrale Herausforderungen für die Kunst und Kultur des Landes hat die Bestandsaufnahme zutage gefördert. Beispielsweise liegt eine Herausforderung in der ausbaufähigen Sichtbarkeit der Kunst und Kultur: Nach innen und außen wird Kärnten/Koroška nur bedingt als Land der Kunst und Kultur wahrgenommen. Damit im Zusammenhang steht eine ausbaufähige Vernetzung mit Strukturen des Kärntner Tourismus, die das Potenzial hätten, der Kunst und Kultur des Landes mehr Sichtbarkeit zu ermöglichen – in Kärnten/Koroška, Österreich und darüber hinaus. Damit im Zusammenhang steht auch eine grundsätzlich ausbaufähige Vernetzung und Kooperation (sparten- und sektorenübergreifend, überregional, international und spezifisch im Alpe-Adria-Raum).
Herausfordernd sind zudem der demographische Wandel sowie die Tendenz zum Wegzug bei jüngeren und gut ausgebildeten Menschen, die heute und in Zukunft Nachwuchsprobleme in künstlerischer und kultureller Produktion und Rezeptionen bedingen und die künstlerische Innovationskraft des Landes beeinträchtigen können.
Herausforderungen gibt es ferner hinsichtlich der Finanzierung von Kunst und Kultur – zum einen wird das Thema Fair Pay relevanter, zugleich befinden sich die öffentlichen Haushalte durch Krisen der vergangenen Jahre in einer angespannten Situation, die sich auch auf die Kunst- und Kulturförderung auswirkt.
Trends und Entwicklungen im Überblick
Im Zuge der Bestandsaufnahme wurden gesellschaftliche Marko-Trends und ‑Entwicklungen gesichtet und einbezogen, die von besonderer Relevanz für die weitere Ausarbeitung der Kunst und Kulturstrategie Kärnten/Koroška sind:
Alterung der Gesellschaft: Die Alterung der Bevölkerung stellt Kunst und Kultur vor Herausforderungen wie sinkendes Besuchspotenzial, daraus entstehend höhere Aufwände für die Publikumsgewinnung. Auch aus Perspektive der Kunst- und Kulturproduktion ergeben sich Herausforderungen, so hinsichtlich der Nachwuchsgewinnung sowie der künstlerischen und kulturellen Versorgung der ländlichen Räume.
Kulturelle Vielfalt: Kulturelle Vielfalt in der Gesellschaft sowie deren Sichtbarkeit und performative Kraft nehmen zu. Es besteht zunehmend die Erwartung an Kunst und Kultur, diese Vielfalt zu reflektieren und in Produktion, Angeboten und Rezipientenschaft stärker abzubilden. Daraus ergibt sich u. a. die Anforderung neuer integrativer und inklusiver Ansätze.
Individualisierung: Bedürfnisse und Erwartungen der Gesellschaft differenzieren und individualisieren sich. Daraus ergibt sich zur erfolgreichen Ansprache des Publikums das Erfordernis einer stärker zielgruppenorientierten Ansprache. Eine zunehmende Flexibilisierung der individuellen Freizeitgestaltung stellt weitere Anforderungen der Flexibilität an Kunst und Kultur.
Digitalisierung: Digitalisierung eröffnet Möglichkeitsräume künstlerischen und kulturellen Schaffens, ermöglicht neue Zugänge und Vermittlungsformen und kann Verwaltungseffizienz steigern. Zugleich verändert sie Wahrnehmungsgewohnheiten von Rezipierenden. An Kunst und Kultur stellen sich Fragen u. a. des Verhältnisses von Analogem und Digitalem, Fragen rund um künstlerische Integrität und Authentizität sowie um erforderliche Kompetenzen und Ressourcen.
Ökologische Nachhaltigkeit: Ökologische Nachhaltigkeit nimmt gesellschaftlich einen immer höheren Stellenwert ein. An Kunst und Kultur besteht ein zunehmender gesellschaftlicher Anspruch auf Nachhaltigkeit und effizienten Ressourceneinsatz sowie darauf, bewusstseinsbildend in die Gesellschaft hineinzuwirken.
Mobilität: Gesellschaftliche Veränderungen in der Mobilität beeinflussen Kunst und Kultur, indem sie flexible und zugängliche Angebote erfordern, um ein breites Publikum trotz veränderter Bewegungsgewohnheiten zu erreichen. Für Kunst und Kultur besteht das Erfordernis, auf das wachsende Stadt-Land-Gefälle zu reagieren, um Erreichbarkeit und Zugänglichkeit weiterhin sicherzustellen.
Finanzierung: Die öffentlichen Haushalte sind – als Wirkung globaler Krisen – in einer Belastungssituation, das gilt auch für verfügbare Mittel für Kunst und Kultur. Zugleich wächst der Kostendruck im Zuge von Inflation und Lohnsteigerungen. Daraus ergeben sich Fragen der Ausgestaltung von Kulturförderung, ebenso hinsichtlich der Drittmittelakquise. In diesem Zusammenhang relevant ist nicht zuletzt auch das Thema Fair Pay.
Themenbausteine im Überblick
Aufsetzend auf die Bestandsaufnahme wurden 26 inhaltliche Themenbausteine entwickelt. Dabei handelt es sich um klar umrissene Themen und Fragestellungen, mit denen sich der partizipative Prozess zur Erarbeitung einer Kunst- und Kulturstrategie befassen kann (z. B. „Vernetzung und Austausch“, „Kunst, Kultur und Tourismus“, „Künstlerische Innovation“). Diese Bausteine sind im Folgenden überblicksartig anhand der jeweils damit verbundenen zentralen Fragestellungen dargestellt:
- Vernetzung und Austausch: Wie können Vernetzung und Austausch gestärkt werden? Was braucht es dafür?
- Kooperation und Nutzung von Synergien: Wie können Kooperationen unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure und das Nutzen von Synergieeffekten in Kärnten/Koroška gestärkt werden?
- Zusammenarbeit im Alpe-Adria-Raum: Wie können Vernetzung und Kooperation der Kunst und Kultur im Alpe-Adria-Raum gestärkt und damit die Vielfalt und Einzigartigkeit der Region besser genutzt werden?
- Überregionale und internationale Vernetzung: Wie kann und soll die überregionale und internationale Vernetzung der Kunst- und Kulturlandschaft Kärnten/Koroška weiterentwickelt werden?
- Erbe im Wandel — bewahren und entwickeln: Wie kann die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Tradition in ihrer Vielfalt und in ihrer niedrigschwelligen Erlebbarkeit gestärkt werden?
- Erinnerungskultur: Wie kann die Erinnerungskultur gestärkt werden, um offene Diskurse anzustoßen und Zugänge der Menschen zur Geschichte des Landes zu erleichtern?
- Kulturelle Orte und Räume: Wie können vorhandene Orte und Räume besser genutzt werden? Welche konkreten Bedarfe niedrigschwelliger Kulturorte bzw. alternativer Orte bestehen und welche Realisierungsperspektiven gibt es?
- Kultur im ländlichen Raum: Wie können Kunst und Kultur regional gestärkt und weiterentwickelt werden?
- Erreichbarkeit/Mobilität: Wie kann die Erreichbarkeit kultureller Angebote verbessert werden? Welche Perspektiven ergeben sich durch die Koralmbahn für Kunst und Kultur?
- Digitalisierung: In welchem Verhältnis stehen digitales und analoges Erleben von Kunst und Kultur? Wie kann die Kunst- und Kulturlandschaft des Landes Kärnten/Koroška die Chancen der Digitalisierung nutzen?
- Strukturierte Sichtbarkeit der Kunst und Kultur: Wie können gemeinsame Koordination und eine strukturierte Sichtbarkeit der Kunst- und Kulturangebote des Landes Kärnten/Koroška gewährleistet werden? Wie kann die interkommunale kulturelle Zusammenarbeit intensiviert werden?
- Kunst, Kultur und Tourismus: Wie können Tourismus sowie Kunst und Kultur strukturell besser miteinander verzahnt werden, um Mehrwerte für beide Seiten zu schaffen?
- Alleinstellungsmerkmale – Kompetenzen stärken, Vielfalt erhalten: Wo liegen in Kärnten/Koroška Potenziale zur Herausarbeitung von Alleinstellungsmerkmalen in Kunst und Kultur und wie können sie genutzt werden?
- Bewusstsein für Relevanz stärken: Wie kann in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Relevanz von Kunst und Kultur gestärkt werden?
- Fairness/Fair Pay: Wie kann die Kunst- und Kulturstrategie den laufenden Fairness-/Fair Pay-Prozess positiv unterstützen?
- Gendergerechtigkeit: Wie kann das Erreichen von Gendergerechtigkeit weiter unterstützt werden?
- Künstlerische Innovation: Wie kann die Entstehung bzw. Erarbeitung innovativer künstlerischer Inhalte gestärkt werden?
- Drittmittelakquise: Wie können Kunst- und Kulturschaffende zur Einwerbung von Mitteln seitens Dritter motiviert werden? Und wie kann spezifisch eine stärkere Verzahnung mit der Privatwirtschaft gelingen?
- Förderstrukturen und ‑prozesse: Welche realistischen Potenziale zur Optimierung gibt es in den Förderstrukturen und der Förderpraxis für Kunst und Kultur?
- Strukturen kultureller Bildung: Wie können Strukturen kultureller Bildung gestärkt und Synergiepotenziale besser genutzt werden?
- Vielfalt und Diversität: Wie können Kunst und Kultur sowohl strukturell als auch in Bezug auf Angebote in der Abbildung gesellschaftlicher Vielfalt gestärkt werden?
- Zugänglichkeit: Welche Hürden bestehen derzeit für Menschen, die bisher wenig bis keinen Zugang zu Kunst und Kultur gefunden haben? Wie kann die Zugänglichkeit von Angeboten der Kunst und Kultur verbessert werden?
- Zukunftsorientierte generationenübergreifende Zusammenarbeit: Wie kann der intergenerationale Austausch für Kunst und Kultur in Kärnten/Koroška gefördert werden?
- Junge Menschen: Wie kann ein attraktives Kunst- und Kulturangebot insbesondere für junge Menschen geschaffen werden?
- Stärkung der zeitgenössischen Kunst- und Kulturproduktion: Wie kann die zeitgenössische Kunst- und Kulturproduktion in Kärnten/Koroška institutionell gestärkt werden?
- Stärkung der Volkskultur: Wie kann die Volkskultur als integrativer Teil der Gesellschaft gestärkt werden?
Die Schwerpunktthemen im Überblick
Aus den Themenbausteinen wurden zur besseren Bearbeitbarkeit im Rahmen des partizipativen Prozesses sechs Schwerpunktthemen gebildet. Ausführlichere Themenddossiers zur den Schwerpunktthemen sind in der Sektion „Download“ zu finden.
Vernetzung und Kooperation: Die Bearbeitung des Schwerpunktthemas „Vernetzung und Kooperation“ hat zum Ziel, Potenziale und Herausforderungen von Vernetzung und Kooperation in Kunst und Kultur auf verschiedenen Ebenen auszuloten, darunter insbesondere: sparten- und branchenübergreifende sowie überregionale und internationale Vernetzung und Kooperation, sowie Vernetzung und Kooperation im Alpe-Adria-Raum. Die besondere Relevanz des Themas liegt darin, dass Vernetzung und der damit einhergehende Austausch verschiedener Akteur:innen das Teilen von Wissen und Erfahrung ermöglichen. Darauf aufbauende Kooperation birgt Chancen insbesondere im Hinblick auf das Teilen von Ressourcen, das Erschließen neuer Zielgruppen sowie auf künstlerische und kulturelle Innovation.
Erbe im Wandel – bewahren und entwickeln: Das Schwerpunktthema befasst sich mit der Entwicklung von Perspektiven für die mit dem historischen Erbe befassten Strukturen der Kunst und Kultur. Hinsichtlich Brauchtum und Volkskultur ist unter anderem Thema, wie Nachwuchs gewonnen und Strukturen angesichts auch des demographischen Wandels gesichert werden können. Hinsichtlich Erinnerungskultur ist u. a. zu diskutieren, wie integrative, auch mehrsprachige Erinnerungskultur unterstützt und erfolgreiche Vermittlung gestärkt werden können. Ferner sollen in diesem Schwerpunktthema auch Fragen der Baukultur, als wichtigem Bestandteil des historischen Erbes, diskutiert werden.
Räume der Kunst und Kultur – analog und digital: Das Schwerpunktthema widmet sich den verschiedenen Räumen, in denen Produktion und Rezeption der Kunst und Kultur stattfinden. Im Zentrum stehen dabei Fragen nach gesellschaftlichen Räumen im analogen und digitalen, die von Kunst und Kultur genutzt werden können. Hierbei geht es um Raumbedarfe Kunst- und Kulturschaffender, ebenso aber auch um eine stärkere Präsenz im öffentlichen und digitalen Raum.
Kulturmarketing und Sichtbarkeit: Das Schwerpunktthema befasst sich insbesondere mit der Frage, wie die Kunst- und Kulturlandschaft des Landes sichtbarer und strahlkräftiger werden kann. Dabei geht es zum einen darum, wie die Vielfalt kultureller und künstlerischer Aktivitäten des Landes in strukturierterer und leichter erfassbarer Form als bisher für Rezipient:innen als auch Produzent:innen der Kunst und Kultur präsentiert werden kann. Zum anderen geht es um die Frage, wie Alleinstellungsmerkmale und potenzielle Leuchttürme identifiziert und kommuniziert werden können. In der Bearbeitung des Schwerpunktthemas ist verschiedentlich auch der Blick auf touristische Strukturen und deren mögliche Zusammenarbeit mit Kunst und Kultur von erheblicher Bedeutung.
Unterstützung für Kunst und Kultur: Das Schwerpunktthema befasst sich insbesondere mit der Überprüfung der derzeitigen Kunst- und Kulturförderpraxis auf Weiterentwicklungsmöglichkeiten, mit der Stärkung des Landes als attraktiver Standort für Kunst- und Kulturschaffende sowie mit der Entwicklung von Maßnahmen zur Stärkung der Drittmittelakquise durch Kunst- und Kulturschaffende. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem national und international aktuellen Thema Fair Pay und der Frage, welche Anforderungen sich daraus an die Kunst- und Kulturförderung ergeben.
Zugänge zu Kunst und Kultur: Das Schwerpunkthema hat zum Anliegen, Kunst und Kultur stärker für Menschen verschiedener Hintergründe zu öffnen und einladender zu gestalten. Dabei gilt es zunächst, Hürden der Teilhabe an Kulturproduktion und ‑rezeption zu erfassen und Maßnahmen zum Abbau dieser Hürden zu entwickeln. Dann geht es auch um die Frage der adressatengerechten Ansprache verschiedener bislang noch weniger in Kunst und Kultur sichtbarer Communities. Auch zur Weiterentwicklung der Ansprache junger Menschen durch Kunst, Kultur und Kulturelle Bildung sollen in diesem Schwerpunktthema konkrete Ziele und Maßnahmen entwickelt werden.
Themendossiers Schwerpunktthemen
Vernetzung und Kooperation
Vernetzung und Kooperation sind auf verschiedenen Ebenen noch ausbaufähig, bieten indes erhebliche Chancen für Kunst und Kultur.
Die Bestandsaufnahme förderte zutage, dass Vernetzung und Kooperation der Kunst und Kultur in Kärnten/Koroška auf verschiedenen Ebenen noch ausbaufähig sind. Zwar wurde verschiedentlich in Interviews und Kick-off-Workshops die Vernetzung innerhalb der einzelnen Kultursparten als bereits gut oder zumindest ausreichend beschrieben. Zudem verfügen verschiedene einzelne Institutionen sowie die freie Szene über gut entwickelte Netzwerke und kooperieren mit anderen Akteur:innen.
Zugleich wurden Vernetzung und Kooperation auf verschiedenen Ebenen als entwicklungsfähig beschrieben. So brachten in den Interviews 19 von 33 Personen initiativ das Thema oder zentrale Aspekte davon auf. Auch in allen drei Kick-off-Workshops war das Thema in verschiedenen Facetten präsent. Schließlich zeigen auch derzeit laufende Diskussionen, so in Unterkärnten, dass hinsichtlich der stärkeren Vernetzung und Kooperation in Kunst und Kultur Handlungsbedarfe bestehen.
Einerseits konstatierte die partizipative Bestandsaufnahme Entwicklungsbedarfe der Vernetzung und Kooperation über verschiedene Sparten der Kunst und Kultur hinweg sowie Vernetzung und Kooperation mit anderen gesellschaftlichen Sektoren (z. B. Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, Tourismus). Andererseits bestehen Entwicklungsbedarfe mit Blick auf überregionale und internationale Vernetzung sowie spezifisch mit Blick auf den Alpe-Adria-Raum.
Dabei liegen in der Vernetzung von Kunst- und Kulturschaffenden große Chancen, indem sie den zielgerichteten Austausch von Erfahrungen und Ideen ermöglichen. Wenn dabei Kunst- und Kulturschaffende, darunter solche verschiedener Sparten, Professionalitätsgrade und (nicht-)institutioneller Hintergründe ihr Wissen miteinander teilen und sich damit gegenseitig unterstützten, trägt dies insgesamt zu einer erheblichen Stärkung der Kunst und Kultur bei. Dann besteht durch Vernetzung auch die Chance auf neue Perspektiven und kreative Impulse, gerade durch Vernetzung über Regionen hinaus (z. B. mit anderen Bundesländern, im Alpe-Adria-Raum, international).
Überdies ist Vernetzung eine Voraussetzung zur Zusammenarbeit von Kunst- und Kulturschaffenden – sie ermöglicht das Kennenlernen, den Austausch und die Vertrauensbildung, auf die Kooperation aufbauen kann. Solche Kooperationen ermöglichen einerseits das gemeinsame Entwickeln und Verfolgen neuer, innovativer Ideen und fördert so eine Steigerung der künstlerischen und kulturellen Innovationskraft des Landes. Andererseits können auf diesem Weg Synergien (z. B. im Hinblick auf infrastrukturelle Ressourcen) genutzt werden und so dazu beitragen, die Vielfalt künstlerischer und kultureller Aktivitäten mit bestehenden budgetären Rahmenbedingungen besser in Einklang zu bringen.
Dabei ist eine notwendige Bedingung der stärkeren strukturellen Vernetzung und Kooperation, dass daran beteiligte Akteur:innen bereit sind, Zeit und ggf. Sachmittel (z. B. Reisekosten) aufzubringen, um miteinander in Austausch zu kommen. Daher müssen auch Ziele und spezifische Mehrwerte von Vernetzung und Austausch klar sein. Begünstigt wird ferner die Bereitschaft zur Vernetzung, wenn strukturelle Rahmen dazu bereitgestellt werden, z. B. in Form einer regelmäßigen Kulturkonferenz oder themenbezogener Austauschformate.
Vor diesem Hintergrund ist ein Ergebnis der Bestandsaufnahme, dass dieses Schwerpunktthema zum Gegenstand der weiteren partizipativen Be- und Ausarbeitung gemacht werden sollte. Diese Ausarbeitung sollte zum Ziel haben, zunächst Potenziale und Herausforderungen von Vernetzung und Kooperation in Kunst und Kultur auf verschiedenen Ebenen genauer zu definieren, darunter insbesondere: sparten- und branchenübergreifende sowie überregionale und internationale Vernetzung und Kooperation, sowie Vernetzung und Kooperation im Alpe-Adria-Raum. Darauf aufbauend sollten gemeinsam mit den verschiedenen Stakeholder:innengruppen gemeinschaftlich getragene Ziele und Maßnahmen entwickelt werden, anhand derer Vernetzung und Kooperation auf den genannten Ebenen verbessert werden können.
Erbe im Wandel — bewahren und entwickeln
Die Beschäftigung mit dem künstlerischen und kulturellen Erbe leistet einen erheblichen Beitrag zur Vielfalt, Lebendigkeit und Zugänglichkeit von Kunst und Kultur, ihre Strukturen gilt es zu sichern.
Die Bestandsaufnahme hat den sehr hohen Stellenwert von Tradition, Brauchtum und Volkskultur in Kärnten/Koroška deutlich festgestellt. Über 100.000 Kärntner:innen sind in rd. 2.000 Vereinen der Volkskultur aktiv und pflegen Tradition und Brauchtum. So wurde die Relevanz von Brauchtum und Volkskultur immer wieder in Interviews und in den Kick-off-Workshops angesprochen, zuletzt stand auch das thematische Schwerpunktjahr 2023 im Zeichen der Volkskultur.
Brauchtum und Volkskultur prägen im ganzen Land und besonders in den ländlichen Räumen das künstlerische und kulturelle Leben. Die Vereinsstrukturen bieten niederschwellige Zugänge, die es jeder interessierten Person ermöglichen, mitzumachen und mitzugestalten. So ist die Mitwirkung in einem Verein für viele Menschen ein erster Berührungspunkt mit Kunst und Kultur und kann das weitere kulturelle Leben der Person prägen. Hinzu kommt die starke identitätsstiftende Kraft, die nicht nur in den eigenen ländlichen Raum wirkt, sondern z. B. durch Tanzfeste auch Verbindungen zu anderen Gegenden von Kärnten/Koroška, Österreich und auch international schafft. Schließlich bilden Vereine des Brauchtums und Ehrenamts einen Rahmen für Austausch und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Generationen und tragen auch auf diese Art zur sozialen Kohäsion einer sich wandelnden Gesellschaft bei.
Eine zentrale Herausforderung der überwiegend ehrenamtlich getragenen Vereinsstrukturen der Volkskultur ist der fehlende Nachwuchs, insbesondere für verantwortliche Funktionen in den Vereinen. Denn durch den demographischen Wandel und die Alterung der Gesellschaft fehlt es an jungen Menschen, die in den Vereinen Verantwortung übernehmen – diese Problematik wird durch den Wegzug junger Menschen aus Kärnten/Koroška noch verstärkt. Dieser Nachwuchsmangel stellt bestehende Strukturen auf die Probe, nicht immer ist so die Fortführungsfähigkeit der ehrenamtlichen Strukturen gewährleistet.
Vor diesem Hintergrund ist ein Ergebnis der Bestandsaufnahme, dass das Schwerpunktthema „Erbe im Wandel — bewahren und entwickeln“ zum Gegenstand der weiteren partizipativen Be- und Ausarbeitung gemacht werden sollte. Die Sicherung dieser Strukturen und deren nachhaltige Weiterentwicklung ist von zentraler Bedeutung, um diese wertvolle, so aktiv und in der Breite gelebte Volkskultur zu bewahren, die ein wesentlicher Bestandteil vom Selbstverständnis des Landes Kärnten/Koroška ist. Ein Fokus des Schwerpunktthemas sollte auf den ehrenamtlichen Strukturen der Volkskultur liegen. Diese sollen künftig gestärkt werden, u. a. durch die Entwicklung von Lösungsansätzen hinsichtlich der Nachwuchsbildung. Eine weitere Perspektive ist die verstärkte Sichtbarmachung von Ehrenamt und dessen Relevanz für die Gesellschaft.
Mögliche, im Rahmen dieses Schwerpunktthemas diskutierbare Aspekte befasst sich mit der Entwicklung von Perspektiven insbesondere für Brauchtum und Tradition. Zunächst sollte es dabei Anliegen sein, Herausforderungen zu identifizieren, mit denen die haupt- und ehrenamtlichen Strukturen dieser Kulturbereiche heute und in Zukunft umzugehen haben. Damit im Zusammenhang steht auch die Frage, wie ehrenamtliches Engagement in Kunst und Kultur in seiner Relevanz für die Gesellschaft sichtbar gemacht und gerade auch für junge Menschen in seiner Attraktivität gestärkt werden kann. Ziel sollte es sein, die Strukturen der Volkskultur nachhaltig zu sichern und für die Zukunft gut aufzustellen.
Kärnten/Koroška blickt auf eine komplexe und wechselvolle Geschichte zurück, die in Gesellschaft sowie Kunst und Kultur bis heute nachwirkt. Dabei bewahrt und vermittelt die Erinnerungs- und Gedenkkultur des Landes unterschiedliche Erinnerungen und Erfahrungen verschiedener Gruppen, einschließlich so der slowenischen Volksgruppe, Widerstandskämpfer:innen und den Opfern des Nationalsozialismus. Sichtbar wird sie unter anderem in Orten der Erinnerung und des Gedenkens. So zeigt beispielsweise das Projekt DERLA(1) der Universität Graz die hohe Dichte und thematische Breite der Erinnerungsorte in Kärnten/Koroška. Ebenso zeigt sie sich in Veranstaltungen und Initiativen, die sich mit der Vergangenheit und ihrer Vermittlung befassen, beispielsweise im anstehenden Schwerpunktjahr 2025, das sich der Erinnerungskultur widmen wird.
Die Entscheidung zu einem Schwerpunktjahr der Erinnerungskultur würdigt deren Relevanz, die sich neben der Bewahrung und Vermittlung der Geschichte unter anderem in ihrer bildenden und aufklärenden Wirkung sowie der Förderung von Toleranz und Verständnis füreinander begründen lässt. Hierin liegen große Mehrwerte für Kärnten/Koroška, das durch seine Lage im Alpe-Adria-Raum sowie die Zweisprachigkeit in eine kulturelle Vielfalt, ebenso in eine Vielfalt der Geschichte(n) in besonderem Maße eingebettet ist. Vor dem Hintergrund zunehmender Individualisierung gewinnt nicht zuletzt auch das Erinnern einer gemeinsamer Geschichte an Bedeutung, das die Bezugnahme auf und die informierte, zugleich kritische Reflexion von Gesellschaft stärkt. Zugleich ergeben sich aus der zunehmenden kulturellen Vielfalt der Gesellschaft sowie der Individualisierung Fragen hinsichtlich der Ansprache verschiedener Zielgruppen sowie der adressatengerechten Vermittlung komplexer Inhalte.
Vor diesem Hintergrund ist ein Ergebnis der Bestandsaufnahme, dass auch Fragen der Erinnerungskultur im Schwerpunktthema „Erbe im Wandel — bewahren und entwickeln“ diskutiert werden sollten. Wie kann Erinnerungskultur (spezifisch auch in Form zweisprachiger Orte und Angebote) gestärkt werden? Wie können Strukturen der Erinnerungskultur erfolgreich auf sich ändernde Anforderung an Vermittlung gerecht werden? Und wie kann die gesellschaftliche Relevanz der Erinnerungskultur sichtbarer gemacht werden? Diese und weitere Fragen sollten Bestandteile des weiteren Diskurses im Rahmen des Prozesses zur Erstellung der Kunst- und Kulturstrategie sein.
Einen weiteren wichtigen Bestandteil künstlerischen und kulturellen Erbes in Kärnten/Koroška stellt die Baukultur dar. Rund 3.000 denkmalgeschützte Objekte(2) befinden sich im Land, darin sowohl Sakral- als auch Profanbauten, Bauten der Repräsentation als auch des Alltags. Sie sind kulturelles Erbe und Ausdruck von Identität, tragen zu Stadtbild und Lebensqualität bei und steigern die Standortattraktivität. Zugleich dient baukulturelles Erbe häufig als Bildungs- und Erinnerungsorte, die Geschichte lebendig erhalten. Ihre Bedeutung für die Gesellschaft belegt nicht zuletzt, dass historische und kulturelle Denkmäler, Bauwerke und Gedenkstätten zu den am häufigsten wahrgenommenen kulturellen Angeboten zählen.
Gleichwohl die Zuständigkeit für den Erhalt der denkmalgeschützten Substanz zunächst beim Bundesdenkmalamt liegt, ist sie doch zugleich Sache der Menschen vor Ort und auch dem Land Kärnten/Koroška ein Anliegen. In diesem Sinne empfiehlt sich, auch die Baukultur zum Gegenstand der Schwerpunktthemas zu machen.
(1) Digitale Erinnerungslandschaft, URL: gams.uni-graz.at.
(2) Es sei angemerkt, dass sich Baukultur keineswegs im Erhalt denkmalgeschützter Erinnerungskultur erschöpft. Lediglich an dieser Stelle findet ein Fokus auf diesen Aspekt statt, weil das Thema an dieser Stelle im Kontext des Schwerpunktthemas „Erbe im Wandel – bewahren und entwickeln“ behandelt wird.
Räume der Kunst und Kultur — analog und digital
Es gilt, die künstlerische und kulturelle Nutzung von und Präsenz in Räumen zu stärken, damit Kunst und Kultur mehr in die Gesellschaft wirken können.
Das Erleben, das Gestalten und das Wirken von Kunst und Kultur findet in Räumen statt. Damit sind in einem engeren Sinne Räumlichkeiten gemeint, ebenso, in einem weiteren Sinne, der öffentliche (urbane oder ländliche) Raum sowie der digitale Raum. Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Räumen, in denen Kunst und Kultur stattfinden, sind insofern wesentliche Bedingungen dafür, dass Menschen an Kunst und Kultur teilhaben und sie gestalten können. Präsenz in öffentlichen und digitalen Räumen bedeutet zugleich Sichtbarkeit der Kunst und Kultur und befördert das Bewusstsein ihrer gesellschaftlichen Relevanz.
Zunächst ist festzustellen, dass das Thema der Baukultur in Kärnten/Koroška grundsätzlich einen hohen Stellenwert besitzt und mit Engagement verfolgt wird. Als erstes Bundesland hat Kärnten/Koroška baukulturelle Leitlinien verabschiedet und zudem bei der Landesverwaltung eine spezialisierte Stelle für kommunales Bauen und Baukultur eingerichtet, die sich gezielt mit der Förderung und Entwicklung der Baukultur befasst. Ferner unternimmt das Land Aktivitäten zur Stärkung von Orts- und Stadtkernen, zur Unterstützung des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden sowie der Förderung von Baukultur.
Mit Blick auf Räumlichkeiten für Kunst und Kultur hat die Bestandsaufnahme als Herausforderung zu Tage gefördert, dass es seitens der Kunst- und Kulturschaffenden des Landes Kärnten/Koroška derzeit teilweise noch einen ungedeckten Bedarf gibt. Das bezieht sich sowohl auf verfügbare und erschwingliche Produktionsräume (z. B. Proberäume, Ateliers) als auch auf Räume der Präsentation. Ebenso wurden im Rahmen der Bestandsaufnahme durch verschiedene Stakeholder:innengruppen in Interviews und Kick-offs ein ungedeckter Bedarf an niedrigschwelligen Begegnungsräumen bzw. dritten Orten formuliert. Daher bedarf es ggf. einer besseren Koordination, wie bestehende Raumangebote (z. B. Leerstände) besser mit der (wo sinnvoll, auch zu bündelnden) Raumnachfrage zusammengeführt werden kann.
Dann ergab die Bestandsaufnahme auch, dass zwar künstlerische und kulturelle Angebote des Zentralraums in der Regel gut für die Menschen vor Ort (d. h. der Städte sowie der sie umgebenden Regionen) erreichbar sind, dass zugleich aber in den ländlichen Räumen sowie zu späteren Uhrzeiten die Rezeption solcher Angebote aus Mobilitätsgeschichtspunkten erschwert ist – hier braucht es in der Regel ein Auto. Diese Mobilitätsvoraussetzung zur Partizipation an Kunst und Kultur wird insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels herausfordernd, denn im Alter nimmt die individuelle Mobilität ab. Insofern stellt sich die Frage, wie die Erreichbarkeit künstlerischer und kultureller Angebote verbessert werden kann.
Auch der digitale Raum wird für Kunst und Kultur zunehmend wichtig. Grundsätzlich bietet Digitalisierung verschiedene Chancen, beispielsweise die niedrigschwellige Ansprache neuer Kulturrezipient:innen, Effizienzsteigerung in Verwaltungsprozessen, hinsichtlich künstlerischer Innovation oder auch zur künstlerischen und kulturellen Versorgung der ländlichen Räume. Erfahrungsgemäß stellen sich in diesem Zusammenhang indes häufig Fragen nach erforderlicher Infrastruktur sowie nach erforderlichem Know-How seitens der Akteur:innen. Dann ist auch eine Diskussion darüber erforderlich, in welchem Verhältnis analoges und digitales Erleben und Gestalten von Kunst und Kultur stehen, damit im Zusammenhang stehen auch Fragen zu künstlerischer Integrität und Authentizität sowie des Urheberrechts. In der Bestandsaufnahme war das Thema Digitalisierung nur mäßig präsent. In Interviews tauchte es lediglich am Rande auf, gleiches gilt für die Kick-off-Workshops. Auch in den gesichteten Dokumenten ist das Thema der Digitalisierung bzw. Digitalität mit konkretem Bezug auf Kunst und Kultur nicht sehr präsent. Gleichwohl zeigte die Trendanalyse die Relevanz, die dieses Thema schon heute und mehr noch künftig besitzen wird. Denn Menschen bewegen sich zunehmend im digitalen Raum, das belegen – bloß beispielhaft – statistische Daten zur Smartphone-Nutzung in Österreich (Auswahl): Rd. 90% der Bevölkerung über 15 Jahren besitzt ein Smartphone, das mobile Datenvolumen ist von 319 Mio. GB im Jahr 2015 auf 4,1 Mrd. GB im Jahr 2022 angewachsen. Aus diesem Grund sollten die o. g. Fragen zu Digitalität bzw. Digitalisierung im Rahmen des Prozesses zur Erstellung der Kunst- und Kulturstrategie diskutiert werden.
Vor dem Hintergrund der dargelegten Erkenntnisse ist ein Ergebnis der Bestandsaufnahme, dass das Schwerpunktthema „Räume für Kunst und Kultur“ zum Gegenstand der weiteren partizipativen Be- und Ausarbeitung gemacht werden sollte. Es sollte sich den verschiedenen Räumen widmen, in denen Produktion und Rezeption von Kunst und Kulturstattfinden. Im Zentrum sollte dabei einerseits die Frage stehen, wo es derzeit seitens der Kunst- und Kulturschaffenden noch ungedeckte Raumbedarfe gibt und wie diese erfolgreich und innerhalb bestehender Rahmenbedingungen adressiert werden können. Andererseits sollte auch diskutiert werden, wie Kunst und Kultur in verschiedenen gesellschaftlichen Räumen (z. B. durch dritte Orte(1), im digitalen Raum, Kunst am Bau) präsenter werden und dadurch einen Beitrag zu einer belebten und vielfältigen Gesellschaft leisten können.
(1) Beim dritten Ort handelt es sich um ein ursprünglich soziologisches Konzept eines (halb)öffentlichen Raumes, der neben Orten des Zuhauses sowie der Arbeit steht. Dritte Orte dienen u. a. der zwischenmenschlichen Begegnung, dem Aufbau von Beziehungen, dem gemeinsamen Erleben und dem Austausch von Ideen sowie dem Stärken von Gemeinschaftsgefühl.
Kulturmarketing und Sichtbarkeit
Das Land verfügt über eine große Vielfalt künstlerischer und kultureller Aktivitäten, indes mangelt es an Sichtbarkeit und Strahlkraft.
Ein Ergebnis der Bestandsaufnahme besteht darin, dass Sichtbarkeit und Strahlkraft der Kunst und Kultur sowie ihrer Angebote entwicklungsfähig einzuschätzen sind: Ergebnisse der Bestandsaufnahme können als Hinweis gewertet werden, dass das Land Kärnten/Koroška derzeit von der Landesbevölkerung und von Tourist:innen nicht primär als Land der Kunst und Kultur wahrgenommen wird. Diese Wahrnehmung steht der künstlerischen und kulturellen Vielfalt und deren Potenzial gegenüber. Daher ergibt sich die Frage, auf welchen Wegen die Kommunikation dieses Potenzials verbessert werden kann.
Relevant sind Sichtbarkeit und Strahlkraft als Gegenstände partizipativer Ausarbeitung, weil darin Chancen der stärkeren gesellschaftlichen Verankerung von Kunst und Kultur und der Steigerung von Besuchszahlen sowie der touristischen Attraktivität des Landes liegen.
Zunächst zeigte die Bestandsaufnahme hier, dass es an einem hinreichend strukturierten und erfassbaren Überblick über die Vielfalt der für Kärnter:innen und Tourist:innen verfügbaren künstlerischen und kulturellen Angebote mangelt. Daher ist es für sie als Rezipient:innen bisweilen herausfordernd, die für sie relevanten Angebote zu identifizieren und diese infolge wahrzunehmen. Denn schon eine wahrgenommene Unübersichtlichkeit stellt ein Besuchshindernis dar, zudem ist es für potenzielle Rezipient:innen schwieriger, die für sie passenden attraktiven Angebote zu finden. Ein verbesserter, strukturierter Überblick böte die Chance, die Teilnahme der Menschen an künstlerischen und kulturellen Angeboten zu erhöhen und das Bewusstsein zu befördern, Land der Kunst und Kultur zu sein.
Dann bedarf es auch einer Erhöhung der Strahlkraft, denn die Potenziale und Alleinstellungsmerkmale der Kunst- und Kulturlandschaft sind für Außenstehende noch nicht hinreichend präsent. Relevant ist die Frage der Strahlkraft, weil hier die Möglichkeit besteht, Kärnten/Koroška stärker als Land der Kunst und Kultur zu positionieren und folglich derzeit noch ungenutzte touristische Potenziale zu realisieren – denn eine lebendige und vielfältige Kunst- und Kulturlandschaft schafft touristische Attraktivität.
Dabei entsteht Strahlkraft insbesondere durch qualitativ herausragende oder inhaltlich besondere Aktivitäten in Kunst und Kultur, die zugleich erfolgreich sichtbar gemacht werden. Folglich sind zum einen Potenziale und Alleinstellungsmerkmale der Kunst- und Kulturlandschaft zu schärfen – hier bedarf es einer Diskussion, wie und unter Berücksichtigung welcher Kriterien diese festzustellen sind. Zum anderen stellt sich die Frage, auf welchem Wege die strategisch geplante Außendarstellung von Alleinstellungsmerkmalen organisiert, geplant und durchgeführt kann. Hier kann touristischen Strukturen eine wichtige Rolle zukommen, weil diese bereits über erforderliche kommunikative Infrastrukturen verfügen. Zugleich hatte die Bestandsaufnahme zum Ergebnis, dass derzeit die Zusammenarbeit zwischen Kunst und Kultur sowie Tourismus-Strukturen des Landes Entwicklungsbedarf aufweist: Sie findet derzeit allenfalls punktuell, nicht aber strategisch geplant und systematisch statt. Folglich stellt sich im weiteren Prozess die Frage, wie Strukturen der Kunst und Kultur einerseits sowie des Tourismus andererseits besser miteinander verzahnt werden können.
Die Herausarbeitung von künstlerischen und kulturellen Alleinstellungsmerkmalen einerseits sowie die gezielte Kommunikation künstlerischer und kultureller Aktivitäten und Angebote über touristische Strukturen andererseits ginge mit positiven Effekten einher. Zum einen könnte so die Attraktivität des Landes Kärnten/Koroška als touristische Destination gesteigert werden, zum anderen könnte auf diesem Wege, auch seitens der Tourist:innen zusätzliche Nachfrage nach künstlerischen und kulturellen Angeboten geschaffen werden.
Vor diesem Hintergrund ist ein Ergebnis der Bestandsaufnahme, dass das Schwerpunktthema „Kulturmarketing und Sichtbarkeit“ zum Gegenstand der weiteren partizipativen Be- und Ausarbeitung gemacht werden sollte. Dabei sollte es insbesondere zum einen darum gehen, wie die Vielfalt kultureller und künstlerischer Aktivitäten des Landes in strukturierterer und leichter erfassbarer Form als bisher für Rezipient:innen als auch Produzent:innen der Kunst und Kultur präsentiert werden kann. Zum anderen sollte diskutiert werden, wie Alleinstellungsmerkmale und potenzielle Leuchttürme identifiziert und in Zusammenarbeit mit touristischen Strukturen breiter kommuniziert werden können.
Unterstützung für Kunst und Kultur
Kunst- und Kulturförderung sichert Vielfalt und ermöglicht Innovation, ihre erforderliche Weiterentwicklung ist essenziell für die nachhaltige Sicherung und Stärkung von Kunst und Kultur.
Kunst- und Kulturförderung stellt die erforderlichen Rahmenbedingungen künstlerischen und kulturellen Schaffens zur Verfügung. Insofern ist sie ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Attraktivität des Landes als Standort für Kunst- und Kulturschaffende. Zugleich bietet eine effiziente und zielgerichtete Kunst- und Kulturförderung Chancen, denn sie ermöglicht es, in der Kunst- und Kulturlandschaft des Landes Vielfalt zu sichern und zugleich den Rahmen für z. B. künstlerische und kulturelle Innovation zu schaffen.
Hinsichtlich Förderstrukturen und ‑prozessen beschrieben die verschiedenen an Interviews und Kick-off-Workshops beteiligten Stakeholder:innengruppen die Finanzierungssituation für Kunst- und Kulturschaffende als herausfordernd. Das bezieht sich sowohl auf die Höhe als auch auf die Prozesse zur Fördermittelbereitstellung. Hinsichtlich der Höhe wünschen sich die Kunst- und Kulturschaffenden, darunter insbesondere der freien Szene, eine höhere und langfristigere Förderung, die zugleich die für Kunst- und Kulturschaffende bestehenden Risiken angemessen berücksichtigt.
Dabei sind derzeit bestehende Fragen der fairen Entlohnung künstlerischen und kulturellen Schaffens nicht nur solche des Landes Kärnten/Koroška, sondern ein europaweites Thema; die Fragen werden in Österreich unter dem Begriff „Fair Pay“ diskutiert sowie teils bereits in Umsetzung gebracht. Fair Pay hat zum Ziel, fairere und angemessenere Bezahlung in Kunst, Kultur und freien Medien umzusetzen. Die teils prekäre soziale und ökonomische Situation freier Kunst- und Kulturschaffender soll sich verbessern, Kunst- und Kulturschaffende sollen in der Lage sein, besser von ihrem Beruf zu leben. Das Land Kärnten bekennt sich in seinen aktuellen Kulturförderungsrichtlinien zu Fairness in Kunst und Kultur und der Unterstützung leistungsgerechter Bezahlung im Rahmen der budgetären Möglichkeiten. Einen Überblick über den aktuellen Diskussionstand sowie offene Fragestellungen zu einer Implementierung von Fair Pay in Kärnten/Koroška gibt beispielswiese die IG KiKK in ihrem Bericht „Fair Pay Kärnten Koroška“ (2023). Dort werden zudem Empfehlungen ausgesprochen, wie der Fair Pay-Prozess weiterverfolgt werden sollte.
Zugleich stehen die damit zusammenhängenden Fragen nach Förderhöhen im größeren Kontext einer angespannten Haushaltssituation aufseiten der Fördergebenden gegenüber. Krisen der vergangenen Jahre, darunter die COVID-19-Pandemie sowie hohe Inflation und Tarifsteigerungen führen zu erheblichen Belastungen der öffentlichen Haushalte, die ihren Niederschlag auch in bereitgestellten Kulturbudgets finden.
Vor dem Hintergrund einerseits steigender Förderbedarfe seitens Kunst und Kultur, andererseits haushalterischer Herausforderungen aufseiten der Fördergebenden wächst erstens die Relevanz der Drittmittelakquise durch Kunst- und Kulturschaffende, die das Potenzial hat, den Gesamtumfang von Ressourcen für Kunst und Kultur im Land zu erhöhen. Dabei sind mögliche Drittmittel-Quellen sowohl Förderungen der öffentlichen Hand jenseits des Landes Kärnten/Koroška als auch privates Sponsoring und Fundraising z. B. durch Stiftungen oder Unternehmen der Wirtschaft. Als ein Beleg für noch nicht vollständig erschlossene Potenziale kann hier die Pro-Kopf-Förderung des Bundes je Bundesland dienen: Hier belegt Kärnten/Koroška gemeinsam mit den Ländern Oberösterreich und Steiermark den letzten Platz. Um mögliche Drittmittel-Quellen stärker zu nutzen, bedarf es einerseits der Initiative der Kunst- und Kulturschaffenden selbst, sich um Drittmittel zu bemühen. Andererseits kann die Einwerbung von Drittmitteln erfahrungsgemäß durch Information unterstützt werden, z. B. hinsichtlich der Frage, welche potenziellen Quellen es gibt und wie eine erfolgsversprechende Herangehensweise an die Einwerbung von Drittmitteln aussieht. Mögliche Perspektiven des Wissenstransfers liegen hier auch in der stärkeren Vernetzung und Kooperation der Kunst- und Kulturschaffenden (s. Schwerpunktthema „Vernetzung und Kooperation“).
Zweitens ergibt sich aus höherem Finanzierungsbedarf bei gleichzeitigen haushalterischen Herausforderungen beim Land die zunehmende Relevanz einer Kulturförderung, die priorisiert und fokussiert und die sich bei der Auswahl zu fördernder Vorhaben an Kriterien der Qualität sowie an kulturpolitischen Zielsetzungen orientiert.
Damit im Zusammenhang stehen Fragen nach der Weiterentwicklung von Förderprozessen. Hier sollte diskutiert und geprüft werden, welche realistischen Möglichkeiten der Optimierung bestehen, um einerseits Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Förderprozessen und ‑entscheidungen zu erhöhen, andererseits, wo möglich und sinnvoll, die bürokratische Komplexität für Antragsstellende zu verringern. Auf die Relevanz dieser Weiterentwicklung von Förderprozessen wies zuletzt auch der Kärntner Landesrechnungshof hin, u. a. verweisend auf Erfordernisse verbesserter Informationsbereitstellung zu Förderungen, der Vereinheitlichung von Beantragungs- und Bearbeitungswegen sowie der Entwicklung eines standardisierten Evaluationsprozesses.
Vor diesem Hintergrund ist ein Ergebnis der Bestandsaufnahme, dass das Schwerpunktthema „Unterstützung für Kunst und Kultur“ zum Gegenstand der weiteren partizipativen Be- und Ausarbeitung gemacht werden sollte. Das Schwerpunktthema sollte sich insbesondere mit der Überprüfung der derzeitigen Kunst- und Kulturförderpraxis auf Weiterentwicklungsmöglichkeiten, mit der Stärkung des Landes als attraktiver Standort für Kunst- und Kulturschaffende sowie mit der Entwicklung von Maßnahmen zur Stärkung der Drittmittelakquise durch Kunst- und Kulturschaffende befassen. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf dem national und international aktuellen Thema Fair Pay sowie der Frage liegen, welche Anforderungen sich daraus an die Kunst- und Kulturförderung ergeben.
Zugänge zu Kunst und Kultur
Der Relevanzerhalt von Kunst und Kultur bedarf in der sich wandelnden Gesellschaft neuer Zugänge.
Die Gesellschaft des Landes Kärnten/Koroška befindet sich in verschiedenerlei Hinsicht im Wandel. So ist die Bevölkerungszahl rückläufig und das Durchschnittsalter nimmt zu – eine Entwicklung, die durch die Abwanderung junger und gut ausgebildeter Menschen noch zusätzlich verstärkt wird. Hier liegen u. a. darin langfristige Risiken, dass das rezipientenseitige Besuchspotenzial zurückgeht und die Gewinnung von Kunst- und Kulturpublikum mit zunehmendem Aufwand verbunden ist. Aufseiten der Kunst- und Kulturproduktion bergen Alterung und Abwanderung das Risiko eines Nachwuchsmangels, infolge auch eines Rückgangs in Umfang, Vielfalt und Innovation künstlerischer und kultureller Angebote, dies sowohl im professionellen als auch im ehrenamtlichen Bereich. Zu dieser Einschätzung gelangt auch der ausführliche Bericht „Kulturelle Beteiligung in Österreich“, der 2023 vom Institut für Social Research and Consulting herausgegeben wurde.
Gleichzeitig nehmen in der Gesellschaft die Vielfalt persönlicher Hintergründe und deren Sichtbarkeit zu, damit im Zusammenhang ebenso die Erwartung an Kunst und Kultur, diese Vielfalt zu reflektieren sowie in der Produktion und Rezeption von Angeboten stärker abzubilden. Diesbezüglich war ein Ergebnis der Bestandsaufnahme, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen (z. B. Menschen mit Migrationshintergrund) noch wenig in der Kunst- und Kulturlandschaft sichtbar sind.
Mit Blick auf diese Veränderungen der Gesellschaft besteht das Erfordernis, sich mit neuen Zugängen zu Kunst und Kultur zu befassen. Darunter fällt zunächst, bestehende Zugänge sowie erreichte oder auch noch nicht erreichte Zielgruppen zu reflektieren und sich dabei ebenso mit Barrieren zu befassen, die Menschen noch davon abhalten, Kunst und Kultur zu erleben und zu gestalten. Wichtige Erkenntnisse liefert hier auch der oben erwähnte Bericht „Kulturelle Beteiligung in Österreich“, der zu dem Schluss gelangt, dass insbesondere soziodemographische Merkmale (z. B. Ausbildung, Einkommen, Elternhaus) starken Einfluss darauf haben, welche Kunst- und Kulturangebote Menschen wahrnehmen und in welcher Frequenz sie dies tun. Dass Kärnten/Koroška grundsätzlich bei der Besuchsfrequenz noch Entwicklungspotenzial besitzt, zeigt der o. g. Bericht ebenfalls. So konnte auf Basis einer Umfrage festgestellt werden, dass Menschen in Kärnten/Koroška seltener Kunst- und Kulturangebote wahrnehmen als in anderen Teilen Österreichs: Gaben im Schnitt aller anderen Bundesländer 20,6% der Befragten an, mehrmals im Monat solche Angebote wahrzunehmen, waren es in Kärnten/Koroška 14%.
Daraus ergibt sich u. a. die Frage, wie Zugänge zu Kunst und Kultur künftig gestaltet werden müssen, um Menschen einzuladen und erfolgreich zu aktivieren, mitzumachen. Von Bedeutung sind erfolgreiche Ansprache und Einbezug der sich wandelnden Gesellschaft, weil auf diesem Weg die breite gesellschaftliche Fundierung der Kunst und Kultur nachhaltig gesichert werden und mehr Menschen für das Erleben und Gestalten von Kunst und Kultur begeistert werden können.
Damit im Zusammenhang steht auch kulturelle Bildung. Sie schafft Zugänge und befördert für Menschen allen Alters Begegnung und Auseinandersetzung mit Kunst, Kultur und kulturellem Erbe, indem sie Fähigkeiten des Wahrnehmens, Interpretierens sowie der Material- und Körperbeherrschung vermittelt. Dann ermöglicht sie Menschen auch, ästhetischen Eigensinn und künstlerische Talente zu erproben und weiterzuentwickeln. Gesamtgesellschaftliche Chancen ergeben sich auch daraus, dass kulturelle Bildung die kritische Reflexion befördert und persönliche Horizonte des Wahrnehmens und Denkens erweitert, auf diese Art trägt sie zu einer Stärkung der demokratischen Gesellschaft bei.
Vor diesem Hintergrund ist ein Ergebnis der Bestandsaufnahme, dass das Schwerpunktthema „Zugänge zu Kunst und Kultur“ zum Gegenstand der weiteren partizipativen Be- und Ausarbeitung gemacht werden sollte. Anliegen davon sollte sein, zunächst Hürden der Teilhabe an Kulturproduktion und ‑rezeption zu erfassen und Maßnahmen zu Abbau dieser Hürden zu entwickeln. Dann sollte es auch um die Frage gehen, wie Angebote und deren Kommunikation weiterentwickelt werden können, um Menschen zu Teilnahme zu aktivieren. Dabei gilt es, sich auch mit Strukturen der kulturellen Bildung zu befassen, hier Synergiepotenziale festzustellen und Maßnahmen zu entwickeln, beispielsweise anhand der Frage, wie das Zusammenwirken von Einrichtungen der Bildung sowie der Kunst und Kultur befördert werden kann.