Ein Konferenzraum mit mehreren Reihen von sitzenden Personen, die vermutlich aufmerksam einer Präsentation folgen; einige halten Unterlagen in den Händen.
19. September 2025

Zugänge zu Kunst und Kultur

Am 19. Sep­tem­ber 2025 fand im KUSS Kon­gress & Event­cen­ter das sechs­te und letz­te Zukunfts­fo­rum im Rah­men der Kunst- und Kul­tur­stra­te­gie Kärnten/Koroška statt – dies­mal unter dem Titel „Zugän­ge zu Kunst und Kul­tur”. Rund 100 Teil­neh­men­de sind der Ein­la­dung gefolgt und dis­ku­tier­ten über die The­men Ver­mitt­lung und kul­tu­rel­le Bil­dung, Publi­kums­ak­ti­vie­rung, Inklu­si­on und grenz­über­schrei­ten­de Kul­tur.

Nach der Begrü­ßung durch den Kul­tur­re­fe­ren­ten und Lan­des­haupt­mann Dr. Peter Kai­ser sowie einem kur­zen Pro­zess­über­blick folg­ten acht the­ma­ti­sche Impuls­vor­trä­ge, die in zwei Run­den à vier Impul­sen mit anschlie­ßen­den Dis­kus­sio­nen struk­tu­riert waren. Dabei nutz­ten die Teil­neh­men­den die Mög­lich­keit, den ver­sam­mel­ten Expert:innen Fra­gen zu stel­len und mit ihnen in den inhalt­li­chen Aus­tausch zu tre­ten.

In der ers­ten Impuls­run­de spra­chen MMag.a Julia Malisch­nig (Musik­schu­len des Lan­des Kärn­ten), Mag.a Bri­git­te Kog­ler (Muse­um Moder­ner Kunst Kärn­ten), Mag. Gerald Eschen­au­er(Buch13) und Mar­tin Mos­chitz (Teater/Theater Ram­pa) über ihre Erfah­run­gen und Ansät­ze. Julia Malisch­nig beton­te die zen­tra­le Rol­le von Lei­den­schaft und Authen­ti­zi­tät in der kul­tu­rel­len Ver­mitt­lung und hob Musik­schu­len als leben­di­ge Orte kul­tu­rel­ler Teil­ha­be her­vor, die gezielt jun­ge Men­schen errei­chen sol­len. Bri­git­te Kog­ler stell­te das MMKK als Ort der Ver­mitt­lung und Ent­de­ckung vor und unter­strich die Bedeu­tung per­sön­li­cher Kon­tak­te zwi­schen Künstler:innen, Kurator:innen und Rezipient:innen. Gerald Eschen­au­er von Buch13 mach­te deut­lich, dass in einer Zeit kurz­zeit­kon­zen­trier­ter Zuhörer:innen Geschich­ten gut erzählt wer­den müs­sen, um wirk­lich anzu­kom­men. Zudem the­ma­ti­sier­te er in sei­nem Impuls­vor­trag die büro­kra­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen für Kulturakteur:innen. Mar­tin Mos­chitz prä­sen­tier­te das Teater/Theater Ram­pa als Bei­spiel dafür, wie Spra­che als Brü­cke statt als Bar­rie­re fun­gie­ren kann, indem deutsch­spra­chi­ges Publi­kum gezielt zu slo­we­ni­schen Pro­duk­tio­nen ein­ge­la­den wird.

Die zwei­te Impuls­run­de ver­tief­te das The­ma Inklu­si­on und leg­te den Blick auf ver­schie­de­ne For­men kul­tu­rel­ler Zugäng­lich­keit. Mag. Heinz E. Pfei­fer, MSc (Blin­den- und Seh­be­hin­der­ten­ver­band Kärn­ten) ver­deut­lich­te, dass Bar­rie­re­frei­heit allen Men­schen zugu­te­kommt und dass mul­ti­sen­sua­le Ansät­ze erfor­der­lich sind, da Kunst über alle Sin­ne wirkt. Ali­na Volk (Con­tai­ner 25) beton­te die Not­wen­dig­keit, unter­schied­li­che Men­schen aktiv in Pro­jek­te ein­zu­bin­den und durch Koope­ra­tio­nen wech­sel­sei­tig Com­mu­ni­ties zu erschlie­ßen. Chan­tal Bamg­ba­la, BA (Afri­can Dia­spo­ra Fes­ti­val) unter­strich die poli­ti­sche Dimen­si­on von Kunst und Kul­tur sowie die Not­wen­dig­keit, gemein­sam mit Com­mu­ni­ties zu gestal­ten und ihre Inter­es­sen in inhalt­li­che Ent­wick­lungs­pro­zes­se und Dis­kus­sio­nen ein­zu­bin­den. Dafür sind Zugän­ge erfor­der­lich, die auf Offen­heit, akti­vem Zuhö­ren und wech­sel­sei­ti­gem Auf­ein­an­der-Zuge­hen basie­ren. Gui­do Mar­ko­witz, BA (CCB Cho­reo­gra­phy Chan­ter Bleiburg/Pliberk) erläu­ter­te prak­ti­sche Ansät­ze für den Umgang mit unter­schied­li­chen Ziel­grup­pen und die Bedeu­tung digi­ta­ler Hilfs­mit­tel wie KI für Über­set­zun­gen.

Die anschlie­ßen­den Panel-Dis­kus­sio­nen ver­tief­ten die The­men und brach­ten wei­te­re Per­spek­ti­ven aus dem Publi­kum ein. Dis­ku­tiert wur­den unter ande­rem Fra­gen nach der Erreich­bar­keit ver­schie­de­ner Ziel­grup­pen, der Rol­le von Poli­tik und Ver­wal­tung im Hin­blick auf Zugäng­lich­keit und Ver­mitt­lung, die Bedeu­tung der Sicht­bar­keit aller Men­schen in Medi­en und Gesell­schaft sowie prak­ti­sche Aspek­te der Bar­rie­re­frei­heit.

Die in den Impuls­vor­trä­gen und Panel-Dis­kus­sio­nen gewon­ne­nen Ein­drü­cke wur­den anschlie­ßend von den Teil­neh­men­den in vier the­ma­ti­schen Arbeits­grup­pen ver­tieft dis­ku­tiert. Die zen­tra­len Dis­kus­si­ons­er­geb­nis­se wur­den abschlie­ßend im Ple­num vor­ge­stellt (sie­he The­men­samm­lung).

In sei­nen abschlie­ßen­den Wor­ten dank­te Kul­tur­re­fe­rent und Lan­des­haupt­mann Dr. Peter Kai­ser allen Teil­neh­men­den für die enga­gier­ten Dis­kus­sio­nen und beton­te die Bedeu­tung der gewon­ne­nen Erkennt­nis­se für die Wei­ter­ent­wick­lung der Kunst- und Kul­tur­stra­te­gie.

Die Ver­an­stal­tung wur­de von zwei Gebär­den­sprach­dol­met­sche­rin­nen beglei­tet; musi­ka­lisch umrahm­te das Jazz Ensem­ble der Musik­schu­le Wolfs­berg die Ver­an­stal­tung.

Ein herz­li­cher Dank gilt allen Impulsgeber:innen, den Panel-Teil­neh­men­den, Musi­kern, Dol­met­sche­rin­nen und allen Teil­neh­men­den des letz­ten Zukunfts­fo­rums!

Themensammlung

Hier fin­den Sie eine Aus­wahl der Bei­trä­ge der Teil­neh­men­den aus den Arbeits­grup­pen des Zukunfts­fo­rums. Die­se The­men­samm­lung dient als Grund­la­ge für eine ver­tief­te Aus­ein­an­der­set­zung in den Kunst- und Kul­tur­werk­stät­ten.

Arbeits­grup­pe 1: Ver­mitt­lung & kul­tu­rel­le Bil­dung

Beglei­tet durch: Sebas­ti­an Lücke, Friedl Schwarz, Andrea Kirchmeir

Die Arbeits­grup­pe kon­zen­trier­te sich auf die Bedeu­tung der Prä­senz von Kunst und Kul­tur im öffent­li­chen Raum sowie auf die Anspra­che jun­ger Ziel­grup­pen. Dis­ku­tiert wur­de die Not­wen­dig­keit nied­rig­schwel­li­ger und offen zugäng­li­cher Kul­tur­or­te sowie eine stär­ke­re Ver­net­zung zwi­schen Insti­tu­tio­nen. Beson­de­re Auf­merk­sam­keit erhiel­ten Schu­len und Fami­li­en als zen­tra­le Orte kul­tu­rel­ler Bil­dung. Die Teil­neh­men­den beton­ten, dass Bezie­hun­gen zu Lehr­kräf­ten als „Kümmerer:innen“ essen­zi­ell sei­en und Jugend­kul­tur ernst genom­men wer­den müs­se. Als Maß­nah­men­ideen wur­den Social-Media-Stra­te­gien für die Ver­mitt­lung, die Ent­wick­lung geziel­ter Fami­li­en­an­spra­che und ver­stärk­te Koope­ra­tio­nen zwi­schen Musik­schu­len und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen vor­ge­schla­gen.

Arbeits­grup­pe 2: Publi­kum akti­vie­ren

Beglei­tet durch: Bri­git­te Wink­ler-Komar, Karin Mül­ler, Moj­ca Grušov­nik-Trat­nig

Die­se Arbeits­grup­pe setz­te sich mit spar­ten­spe­zi­fi­schen Her­aus­for­de­run­gen der Publi­kums­ge­win­nung aus­ein­an­der. Zen­tral war die Erkennt­nis, dass Publi­kum über Emo­tio­nen erreicht wer­den muss und pro­fes­sio­nel­les Mar­ke­ting benö­tigt wird, das jedoch oft zu viel Vor­wis­sen bei der Ziel­grup­pe vor­aus­setzt. Die Teil­neh­men­den dis­ku­tier­ten die unter­schied­li­che media­le Unter­stüt­zung zwi­schen den Bun­des­län­dern und den Wunsch nach ver­stärk­tem Dia­log zwi­schen ORF und Kul­tur­ein­rich­tun­gen in Kärn­ten. Ein wei­te­rer Schwer­punkt lag auf der aus­bau­fä­hi­gen Prä­senz von Kunst und Kul­tur im Schul­un­ter­richt. Als Maß­nah­men­ideen wur­den mobi­le Ver­mitt­lungs­an­ge­bo­te für Schu­len und eine Image-Kam­pa­gne für Kul­tur mit pro­mi­nen­ten Per­so­nen vor­ge­schla­gen.

Arbeits­grup­pe 3: Inklu­si­on

Beglei­tet durch: Mar­ti­na Horn­böck, Micha­el Pichl­hö­fer, Man­fred Schwei­ger

Die Arbeits­grup­pe wid­me­te sich der prak­ti­schen Umset­zung von Inklu­si­on in der Kul­tur­ar­beit und beton­te den Para­dig­men­wech­sel von „für“ zu „mit“ Men­schen mit Behin­de­rung. Dis­ku­tiert wur­de die Viel­schich­tig­keit der Inklu­si­on als Quer­schnitts­the­ma, das bereits in frü­hen Pla­nungs- bzw. Pro­jekt­pha­sen mit­ge­dacht wer­den muss. Die Teil­neh­men­den sahen eine stär­ke­re Ein­bin­dung von Betrof­fe­nen durch regel­mä­ßi­gen Dia­log mit Behin­der­ten­ver­bän­den und die struk­tu­rel­le Ver­an­ke­rung von Inklu­si­on auf ver­schie­de­nen Ebe­nen als wich­ti­gen Erfolgs­fak­tor an. Als Maß­nah­men­ideen wur­den ein zweck­ge­bun­de­nes Inklu­si­ons­bud­get, die För­de­rung von Hilfs­mit­teln für Bar­rie­re­frei­heit und die Eta­blie­rung regel­mä­ßi­ger Gesprächs­run­den mit Inter­es­sens­ver­tre­tun­gen vor­ge­schla­gen.

Arbeits­grup­pe 4: Grenz­über­schrei­ten­de Kul­tur

Beglei­tet durch: Rhea Elb­ing, Mari­on Mayr, Dra­ga­na Last­ric

Die­se Arbeits­grup­pe beschäf­tig­te sich sowohl mit inter­na­tio­na­len Koope­ra­tio­nen im Alpe-Adria-Raum als auch mit der Über­win­dung gesell­schaft­li­cher Gren­zen. Dis­ku­tiert wur­de die Kom­ple­xi­tät grenz­über­schrei­ten­der Pro­duk­tio­nen auf­grund von Spra­che, Kos­ten und orga­ni­sa­to­ri­schen Her­aus­for­de­run­gen. Die Teil­neh­men­den beton­ten den Über­gang von Zwei­spra­chig­keit zu Viel­spra­chig­keit als Aus­druck von Welt­of­fen­heit und die Chan­cen, die sich für kul­tu­rel­le Viel­falt erge­ben, wenn mehr als die drei tra­di­tio­nel­len Kul­tur­krei­se des Alpe-Adria-Raums mit­ge­dacht wür­den. Ein wei­te­rer Schwer­punkt der Dis­kus­si­on lag auf der Anspra­che neu­er Ziel­grup­pen durch deren eige­ne Spra­che. Als Maß­nah­men­ideen wur­den zen­tra­le Anlauf­stel­len für den öffent­li­chen Raum, Koor­di­na­ti­ons­stel­len für Schul­ko­ope­ra­tio­nen und der Aus­bau inter­na­tio­na­ler Resi­den­ci­es vor­ge­schla­gen.

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